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Einmal vegan bitte!

Ein Erfahrungsbericht von Amina 

Ab und zu vegan essen? Gar kein Problem! Aber die eigene Ernährung dauerhaft auf vegan umzustellen war für mich immer eine Herausforderung, bis ich hier einen neuen Versuch gewagt habe.

Nudelpfanne mit Gemüse - natürlich vegan!
Nudelpfanne mit Gemüse - natürlich vegan!

Für mich persönlich war die vegane Ernährung nicht allzu neu. Ich aß aus gesundheitlichen Gründen nicht oft Milchprodukte und auch nicht so häufig Fleisch, da meine Mutter großen Wert auf halales Fleisch legte, welches sie nur vom Metzger ihres Vertrauens von weiter weg kaufte. Außerdem interessierte mich die vegane Lebensweise sehr. Ich war oft inspiriert, über einige Tage hinweg ausschließlich vegan zu leben. Ich war also schon mit den veganen Alternativen für Milchprodukte, zum Beispiel, sowie auch mit einigen Gerichten und Brotaufstrichen vertraut. Der Gedanke auf Eier für immer verzichten zu müssen und ein paar meiner Lieblingsgerichte nicht mehr essen zu können, schreckte mich jedoch davon ab, dauerhaft vegan zu leben.

Das Selbstexperiment „Einmal vegan bitte!“ klang mir hier aber nach Hoffnung, meinen Lebensstil doch konsequenter auf vegan umzustimmen – wenn auch trotzdem nur vorübergehend. Denn unter dem kurzen Zeitraum von sechs Wochen stellte ich mir mehr Motivation dazu vor und war doch schon eher gewillt, auf mein Rührei zu verzichten.

Tofu statt Ei? Mein neuer Frühstücks-Hit!

Glücklicherweise besänftigte mein Klimacoach meine Sorge schon gleich zu Beginn meines Selbstexperiments, als sie mir den Hinweis gab, dass ein bestimmtes Salz Tofu den Geschmack von Ei verleihen könne, da es einen hohen Schwefelgehalt habe. Es nennt sich Kala Namak oder schwarzes Salz. Ich war fasziniert und probierte dirket ein Rezept aus dem Internet aus und so wurde Tofu-Scramble mit Gemüse schließlich eines meiner Go-To-Frühstücksgerichte.

Tofu-Scramble mit frischem Gemüse
Tofu-Scramble mit frischem Gemüse

Ob simpel oder ausgefallen – die vegane Rezeptwelt enttäuscht nicht!

Die anstehende Weihnachtszeit stellte für mich glücklicherweise auch keine so große Herausforderung. Sowieso wurde Weihnachten bei mir zu Hause nicht typisch gefeiert, also war meine Familie offen, an Heiligabend mal etwas anderes auszuprobieren und auf Fleisch zu verzichten. Außerdem, zu meiner Erleichterung, ließ das „normale“ typische Weihnachtsgebäck, wie Lebkuchen und Spekulatius sich leicht austauschen mit veganen Produkt-Alternativen, die im Supermarkt oder in Bioläden angeboten wurden. Was das Backen anging, bot das Internet haufenweise Inspiration und vegane Rezepte, die noch nicht einmal teuer nachzubacken waren oder nur exotische Zutaten benötigten.

Generell fiel mir auf, dass vegane Ernährung nicht gleich extravagant heißen muss. So viele vegane Gerichte sind echt einfach zu machen, günstig und trotzdem gesund, sättigend und lecker – wie beispielsweise Gemüsepfannen mit Pasta oder Hummus mit Salat und Brot.

Natürlich aber probierte ich auch etwas exotischere Rezepte aus anderen Ländern aus, wie zum Beispiel indische Curry- und Reisgerichte, sowie auch das mehr oder weniger mexikanische Chilli sin Carne. Überraschend für mich waren diese Gerichte auch nicht schwierig zuzubereiten. 

Indisches Kichererbsen Curry mit Naan
Indisches Kichererbsen Curry mit Naan

Höhen und Tiefen – Erkenntnisse und Herausforderungen

Es war durchaus neu für mich, viel selbst kochen zu müssen, aber die Experimentierphase bewegte mich, Neues auszuprobieren und ich lernte viel dazu. Und schließlich ist vegan kochen ein neues Hobby von mir geworden, vor Allem zusammen mit Freunden.

Die größte Herausforderung während meines Experiments präsentierte sich, als meine Mutter eines Tages meinen Lieblingskuchen backte. Ein Nusskuchen, der nicht vegan war. Ich war etwas entsetzt, aber konnte letztendlich nicht anders, als doch ein Stück zu essen. Mehr aber nicht. Das war es wert. Es stand für mich außer Frage, nicht wenigstens etwas von meinem Lieblingskuchen zu naschen.

Mit Ausnahme dessen, unterstützten mich meine Familie und Freunde sehr liebevoll. Meine Eltern achteten immer darauf, dass, wenn es Fleisch gab, immer auch eine vegane Version für mich verfügbar war, mein Freund kaufte extra vegane Tiefkühlpizza, wenn ich zu Besuch kam, meine Schwester verliebte sich genauso sehr in manche Rezepte wie ich… Aber trotzdem zählten sie alle die Tage, bis ich wieder „normal“ essen konnte und von meinem Vater bekam ich oft zu hören, ich sei so blass und dünn geworden durch die Ernährungsumstellung. Dabei war einfach gerade Klausurenphase und ich schlaflos im Stress. Ich glaubte nicht, dass es mit meiner neuen Ernährungsweise zu tun hatte. Im Gegenteil! Ich fühlte mich sehr positiv gestimmt durch die vegane Ernährung, irgendwie reiner und stärker im gesundheitlichen wie auch im moralischen Sinne. 

Was nehme ich aus dem Experiment mit?

Ich dachte oft an das Leid, das den Tieren und die Verunreinigung, die der Umwelt erspart blieb durch meinen Verzicht auf tierische Erzeugnisse allein. Dementsprechend fühlte es sich für mich komisch an, wieder in meine normale Flexitarier-Routine zurückzukehren. Ich empfand die ersten Male, als ich wieder Fleisch zu mir nahm, Trauer und Schuldgefühle. Als Resultat habe ich meinen Fleisch- und Fischkonsum noch weiter eingeschränkt.

Nun, ein Monat nach dem Ende meines Selbstexperiments, spiele ich mit dem Gedanken, wieder zum Vegansein zurückzukehren – oder Vegetarierin zu werden. So könnte ich mich hin und wieder doch an Original-Rührei und Nusskuchen erfreuen.

Kontakt

Karlsruher Transformations­zentrum für Nachhaltigkeit und Kulturwandel

lastenrad@transformationszentrum.org

 

 

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