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Grüner Strom vom eigenen Balkon

Balkonmodule gibt es noch nicht viele zu sehen bei uns in der Oststadt. Aber mehr und mehr Menschen interessieren sich dafür, die Stromerzeugung  - auch als MieterIn - in die eigene Hand zu nehmen. Thomas wollte es ausprobieren und hat seinen Plan in die Tat umgesetzt. Hannah Ritter von der KEK hat mit ihm über seine Erfahrungen gesprochen.

 

Hannah: Hallo Thomas, Glückwunsch, du bist seit einigen Monaten stolzer Besitzer einer eigenen Mini-Photovoltaik-Anlage auf deinem Balkon. Wie bist du denn dazu gekommen?

 

Thomas: Hallo Hannah! Nachdem ich über einen Artikel gestolpert bin, der beschrieb, wie einfach das inzwischen möglich ist, hat mich die Idee nicht mehr losgelassen: So ein Balkonmodul, das man einfach in die Steckdose stecken kann, wäre doch was für uns. Unser Balkon ist nach Süden ausgerichtet, das ist optimal. Auch die zu erwartenden Ausgaben von knapp 400 Euro sind verschmerzbar. Und da man einen Teil des erzeugten Stroms selbst verbraucht, hat man die Anschaffungskosten nach ein paar Jahren  wieder drin.

 

Hannah: Und für welches Modell hast du dich entschieden? Was muss man bei der Auswahl beachten?

 

Thomas: Zuerst habe ich nachgesehen, wieviel Strom wir tagsüber normalerweise verbrauchen. Das kann man ganz einfach herausfinden, indem man ein paar Tage lang morgens und abends auf den Stromzähler schaut. Dann sollte man sich fragen: Welche Geräte brauchen immer Strom, wie z.B. der Kühlschrank? Und welche sind nur manchmal in Betrieb, wie z.B. die Spülmaschine? Dann kann man ganz einfach überschlagen, wie viele Kilowattstunden (kWh) man am Tag verbraucht. Wir sind zu zweit, da hat sich ein 300 Watt Modul angeboten. So eines habe ich mir im Februar dann auch direkt Alpha-Solar in Hallbergmoos bestellt, nachdem ich die Modelle und Preise verschiedener Hersteller verglichen hatte.

 

Hannah: Hast du Tipps für die Recherche?

 

Thomas: Lieferanten gibt es eine ganze Menge. Eine praktische Übersicht über Stecker-Solar-Geräte verschiedener Hersteller findet man z.B. auf der Webseite der DGS (Deutsche Gesellschaft für Solarenergie) und unter „pv magazine“ (Anm. d. Red.: siehe  Links zu weiterführenden Informationen unten). Meine Wahl bezüglich Lieferant und Gerät war letztlich auch durch eine Rabattaktion bedingt. Wichtig ist es sicherlich, auf die Garantiezeiten für die Geräte selbst, aber auch die Leistung der Geräte zu achten. Und es ist empfiehlt sich, das Komplettpaket mit Modul, Wechselrichter und Kabel zusammen zu kaufen.  Bei den Halterungen muss man vorher überlegen, wie und wo man das befestigen kann, um zu entscheiden, ob angebotene Halterungen sinnvoll sind.

 

Hannah: Muss man sich auf lange Lieferzeiten einstellen? Wie lange hat es denn gedauert, bis dein Balkonmodul bei dir eingetroffen ist?

 

Thomas: In der Regel wohl nur einige Tage. Bei mir kam leider Corona dazwischen, wodurch alles länger gedauert hat als erhofft. Das lag zum einen an Verzögerungen bei der Lieferung der Komponenten durch die Hersteller, zum anderen gab es während des Lockdowns wohl deutlich mehr Bestellungen als üblich. Im Mai war es dann endlich da. Es lohnt sich übrigens durchaus, sich in seinem Bekanntenkreis zu erkundigen, ob noch jemand Interesse hat – bei gemeinsamen Bestellungen kann man eine Menge Geld sparen. Bei mir hat sich ein Kollege mit dran gehängt und sich sogar ein Doppelmodul für das Dach seines Gartenhäuschens bestellt – bei einer 5-köpfigen Familie sind zwei Module eine gute Idee.

 

Hannah: Gut zu wissen! Und wie hat es mit der Installation geklappt?

 

Thomas: Beim Aufbau und Anschluss habe ich noch ein bisschen Lehrgeld bezahlt, aber eigentlich ist das ganz unkompliziert: einfach Modul aufstellen, Kabel in die Steckdose stecken und das Ding läuft . Übrigens völlig legal, auch ohne große Formalien, solange man maximal zwei Module pro Haushalt anschließt. Auch für Mieter ist das interessant, weil man es im Falle eines Umzugs ganz unkompliziert mitnehmen kann. Man muss halt im Zweifelsfall vorher klären, ob es vom Mietvertrag her erlaubt ist.

 

Hannah: Für Mieter ohne eigenes Hausdach sind Balkonmodule auf jeden Fall eine tolle Möglichkeit. Bei dauerhaften Befestigungen, z.B. an der Balkonbrüstung, empfiehlt es sich aber vorab den Vermieter um Erlaubnis fragen.

 

Hannah: Wie viel Strom erzeugt denn euer Balkonmodul im Jahr und was beachtest du, damit du möglichst viel vom eigenen Ökostrom auch selbst nutzen kannst?

 

Thomas: Im Schnitt erzeugt ein 300 Watt Solarmodul etwa 200 kWh Strom pro Jahr, das entspricht bei uns ca. 15% unseres 2 Personen Haushalts. Wir achten jetzt darauf, Geräte wie Spül- und Waschmaschine mit Zeitschaltung zu starten, um möglichst viel vom eigenen Strom selbst zu verbrauchen, statt ihn unvergütet ins Netz einzuspeisen. Zurzeit arbeiten wir beide öfter im Homeoffice, da lohnt es sich natürlich nochmal mehr. Einen extra Stromzähler habe ich zwar nicht installiert, aber ich hatte unseren Stromverbrauch auch bisher schon im Blick. Jetzt schaue ich einfach noch etwas genauer hin, um abschätzen zu können, wie viel Strom wir im ersten Sommer produzieren.

 

Hannah: Und welches Fazit ziehst du nach den ersten Monaten?

 

Thomas: Unser Strom kam zwar auch bisher schon von einem echten Ökostromlieferanten, aber es macht einfach mehr Spaß, wenn die „Ernte“ vom eigenen Balkon kommt! Und bisher funktioniert das Modul einwandfrei. Jede kWh Solarstrom bringt die Energiewende ein Stückchen voran und ist besser als Kohle- oder Atomstrom. Vielleicht kann ich auch ein paar Leute dazu anregen, sich auch ein Balkonmodul zuzulegen. Bei Detailfragen helfe ich gerne weiter.

 

Thomas hat übrigens einen eigenen Blog, in dem er über Radverkehr in Karlsruhe schreibt. Schau doch mal rein.

 

Hier findest du noch viele weitere Informationen zum Thema Balkonmodule:

 

Links von Thomas

 

Du magst mehr Erfahrungsberichte lesen?

Birgit Groh ist Energieberaterin bei der KEK und hat auf ihrer Terrasse ein Modul aufgestellt. Im Interview mit „Ich bin Zukunft“ erklärt sie, was es beim Kauf und beim Anschluss zu beachten gab. 

Interview mit Birgit Groh, Energieberaterin bei der KEK

 

 

 

 

Es gibt viele Möglichkeiten sich weiter individuell beraten zu lassen. Hier findest du eine Zusammenfassung der Beratungsangebote und Energie Checks der KEK.

 

Du hast Lust bekommen selbst ein Balkonmodul zu installieren? Dann sag uns Bescheid!

 

Kontakt

Karlsruher Transformations­zentrum für Nachhaltigkeit und Kulturwandel

lastenrad@transformationszentrum.org

 

 

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